Trauerreden und Worte zur Trauer

Trauerreden-Traueransprache-trauern-Trauergedichte.jpg

Hier finden Sie Beispiele für Trauerreden, die das vergangene Leben würdigen und gleichzeitig Trost, Hoffnung und Zuversicht den Angehörigen geben. Die Beispiele für Trauerreden helfen über den schweren Moment des Schicksals hinweg. Die Trauerrede am Grab gibt den Tagen vor der Bestattung mit all ihrer Unsicherheit und Verzweiflung einen Abschluss und leitet über zur Zeit der Trauer. Angemessene Trauerreden werden über das vergangene Leben mit allen positiven Seiten berichten. Wenn Sie eine Trauerrede halten müssen, dann nehmen Sie die Verstorbene oder den Verstorbenen mit Worten gleichsam und stellvertretend für die Angehörigen in den Arm. Der gute Aufbau und die Struktur einer Trauerrede ist wichtig. Sprechen Sie über den Verlust und das Ende guter Beziehungen. Dieses trägt dazu bei, dass das Ableben von Seiten der Angehörigen angenommen wird. Und genau dieses ist der richtige Moment, einen Ausblick zu geben auf die Zeit nach der Trauer. Trauerreden, sei es am Grab oder noch in der Kapelle, entfalten hier ihre eigentliche Wirkung. Sie müssen Trost und Zuversicht geben und der Trauergemeinde einen Horizont weisen, wie der Weg zurück ins Leben führt. Selbst kurze Trauerreden sollten sich an dieser Gliederung orientieren, um dem tragischen Moment der Beisetzung Würde und Struktur zu geben. Mustertexte und Textbeispiele für Trauerreden gibt Ihnen Dr. Klaus Dirschauer mit seinen Publikationen zum Thema "Trauerreden und Traueransprachen" an die Hand. Der Text einer bereits gehaltenen Trauerrede ist weiter unten veröffentlicht. Sie können diese beispielhafte Trauerrede kostenlos und gratis verwenden. Alle Trauergedichte dieser Seiten wurden ebenfalls für die Verwendung in Trauerreden und Traueransprachen für Ihren freien Gebrauch im privaten Rahmen und zur eigenen Trauerfeier getextet. Und hier stellen wir Ihnen beide Bücher mit Trauerreden und Worten zur Trauer vor:

Trauergedichte und Bücher mit Trauerreden und Traueransprachen

Worte zur Trauer: Weitere INFO und Shop

 

Trauerrede für einen Mann als Beispiel

Trauerreden Vorlagen, Beispiele und Muster finden Sie hier kostenlos, geschrieben von professionellen Sprechern. Diese Vorlage einer Trauerrede und der Worte zur Trauer kann klassischer nicht sein. Stilvoll werden alle Aspekte des Trauerns und des Abschieds angesprochen und für die Angehörigen gewürdigt. Die Trauerrede wurde in dieser Form gehalten und wird hier exklusiv veröffentlicht. Natürlich ist jeder Trauerfall anders und keine Ansprache kann als Muster einer Trauerrede sofort für jede Situation passend sein. Verstehen Sie dieses Beispiel als Aufbau, als Abfolge einer Trauerrede für die Sie die aktuellen Daten und Gegebenheiten anpassen müssen. Diese Textvorlage ist eine Trauerrede für einen Mann. Mit diesem Trauerreden Muster ist das ganz einfach und gelingt immer. Diese Worte zur Trauer enthalten Zitate und ein Gebet. Zitate und Gebet lassen sich leicht austauschen und inhaltlich an das Leben des Verstorbenen anpassen. Oder Sie wählen eines der Gedichte aus der Kategorie     Trauergedichte     Und hier unser Beispiel einer Trauerrede, mitfühlend, offen in der Sprache und einem Ausblick auf Hoffnung. Herzlichen Dank an den Autor, Herrn Dr. Klaus Dirschauer. Herr Dr. Dirschauer hat diese Trauerrede exklusiv für die Leser des Scriptaculums zur Verfügung gestellt.

Trauerrede

Meine Damen und Herren,

Sie, ja wir alle sind heute Morgen an diesem Ort und zu dieser Zeit zusammengekommen, um von (-bitte ergänzen-) endgültig Abschied zu nehmen.

Er ist vergangenen Mittwoch im Alter von (XX) Jahren gestorben. Es ist nun an der Zeit, ihn zu verabschieden und sich selbst von ihm zu verabschieden. Tun Sie das bitte so, dass Sie ihm jetzt   - im Hören wie im  Schweigen -  in aller Traurigkeit noch gerecht werden.

Dazu  hören Sie einen Textabschnitt  aus  dem Tagebuch von  Max Frisch:

Du sollst dir kein Bildnis machen. Es ist bemerkenswert, dass wir gerade von dem Menschen, den wir lieben, am mindesten aussagen können, wie er sei. Wir lieben ihn einfach. Eben drin besteht ja die Liebe, das Wunderbare an der Liebe, dass sie uns in der Schwebe des Lebendigen hält, in der Bereitschaft, einem Menschen zu folgen in allen seinen möglichen Entfaltungen. Wir wissen, dass jeder Mensch, wenn man ihn liebt, sich wie verwandelt fühlt, wie entfaltet, und dass auch dem Liebenden sich alles entfaltet, das Nächste, das lange Bekannte. Vieles sieht er wie zum ersten Male. Die Liebe befreit es aus jeglichem Bildnis. Das ist das Erregende, das Abenteuerliche, das eigentlich Spannende, dass wir mit den Menschen, die wir lieben, nicht fertig werden: weil wir sie lieben; solange  wir sie lieben.

Sehr verehrte, liebe Familie (ergänzen), liebe Trauergemeinde!

Das Unfassbare – auch wenn  es sich bereits so unübersehbar ankündigte -  erfassen zu wollen,  das Unbegreifliche jetzt  begreifen zu müssen, verlangt,  den Tod  dieses  Menschen anzusagen. (Name ergänzen) ist tot. Er lebt nicht mehr.

Seine Krankheit ist eine Krankheit zum Tode gewesen. Der Tod im Verlauf dieser Krankheit war letzten Endes wohl für alle zu erwarten gewesen. Dennoch ist  er unerwartet im Eintreffen gewesen. Nun hat diese Krankheit zum Tode ein Ende, ein endgültiges Ende gefunden. Ich muss das aussprechen, auch wenn es rücksichtslos  in dieser Nüchternheit erscheint, so  ist es doch notwendig:  Die  Not wendend.  

Es  kommt viel darauf an, dass Sie seinen Tod realisieren: Diesen Tod nicht nur hinzunehmen, sondern auch schließlich anzunehmen. Ihn zu akzeptieren, zu ihm ja sagen  zu  lernen.  Das  zu  lernen,  das tun zu können,  beansprucht Raum. Dazu bedarf es der Zeit. Das  wird dauern.

Das Ja zu sagen zu seinem Leben, schließt nun einmal auch das Ja zu seinem Sterben,  zu seinem Tod ein. Der Tod, den ich Ihnen ansage, dessenthalben Sie an diesem Ort  und zu dieser Stunde um  dieses  Menschen  Ihrer  Lebensmitte willen zusammengekommen sind, erscheint Ihnen  am  Ende  doch  erträglicher,  sinnvoller und versöhnlicher   als die  Ausweglosigkeit seines und Ihres Leidens.  Wohl bemerkt – das Ende  erscheint so - weil wir ja nur die eine Alternative zum Tod kennen:  Das Leben.

Auf sein Leben zurückschauen, auf den, dessen Gestalt und Stimme Ihnen allen noch so gegenwärtig ist, geschieht zu früh, muss aber geschehen, ist ebenfalls notwendig. Dieses Leben erinnern, sich dieses Mannes zu erinnern, ist ein schmerzhafter Prozess. Denn hier ist so viel Leben in der ganzen Fülle der Zeit gegenwärtig, auch Krankheit und Sterben, und schon heißt es: Abschied nehmen müssen. Der Dichter  Paul Celan  hat einmal gesagt: „Lege dem Toten die Worte ins Grab, die er sprach, um zu leben.“

Die Traurigkeit, die über Sie kommt, die Trauer, die Sie lähmt, das revoltierende Nein zu diesem  Lebensausgang  werden  laut. Die Erinnerungen,  die aufsteigen, die Gefühle und Empfindungen, die Sie, uns alle gefangen nehmen, sind stark.

Erinnern dieses gelebte und gelittene Leben, bedeutet: Wiederholen, heraufholen. Es heißt: Noch einmal. Das soll nicht wertend und Bilder machend geschehen, als hätten wir das Leben wie einen in sich abgeschlossenen Gegenstand vor uns, so als hätten wir Überlebenden über ein gelebtes Leben zu urteilen, gar Prädikate zu erteilen. Wir sind mit ihm nicht fertig. Sein Leben ist zu Ende, doch noch nicht fertig geworden, dass wir sagen könnten und sagen dürften: so oder so sei er, sei es gewesen. Ich möchte es anders herum versuchen:

Das Leben Ihres Mannes, liebe Frau (Name ergänzen), das sich Ihnen in den nahezu (Zeit ergänzen) Jahren Ihrer Ehe füreinander und miteinander erschloss, dem Sie in den eigenen und gemeinsamen Interessen Gestalt gegeben haben, ist von jener Hoffnung getragen gewesen, die auch in der Todesanzeige ihren Ausdruck fand:

Gern miteinander alt zu werden. Das Leben Ihres Mannes erschloss sich, selbst noch in dieser Krankheit, und erschließt sich, noch einmal darüber hinaus für Sie in dieser Zeit gemeinsamer Jahre.

Von seinem Leben reden heißt: von Ihrem Leben reden. Von den Stationen seines Weges, von Orten und den Menschen - und unterschiedlich im jeweiligen Erleben.  Für Sie, liebe (Name ergänzen), sind es die Jahre der glücklichen Kindheit gewesen. Es ist der Vater gewesen, der Sie zusammen mit Ihrer Mutter auf den Weg gebracht hat,  an dessen  Auseinandersetzungen mit den  Eltern  Sie  erwachsen wurden.  In mancher schmerzlicher Erfahrung ist es dennoch ein Leben geworden, das Sie auch Ihrem Vater, der Sie geliebt hat, verdanken.

In anderer Weise - gleichsam zu ganz anderer Zeit und an anderem Ort - erschloss sich Ihnen, der Mutter, die um ihren Sohn trauert,  mit seinen Geschwistern dieses Leben. Sie, die  Schwiegermutter,  die Verwandten,  haben wiederum auch ihren eigenen und besonderen Anteil an diesem Leben gehabt. Das ist nicht herausnehmbar  zu beschreiben und zu bewerten. Es  kann  jedoch in unzählig vielen Begebenheiten herauserzählt  werden.

In ganz anderer und doch damit verwobener Weise gilt das auch  für seinen  Beruf,  für die  darin  und  dafür  Verantwortlichen,  die  vielen  Geschäftspartner und Freunde. Dass  seine berufliche Welt und seine – nein ich muss es anders sagen – dass Ihre berufliche und Ihre private Welt  derartig  stark  ineinander  übergingen – die  Geschäftsführung und Lebensführung - der ihm eigene Umgang mit den Menschen, mit den Bekannten und den  Freunden, auch in der Freizeit des Sports - dieses Ineinander, an dem Sie, die Gattin und Sie, die Tochter  wie selbstverständlich  fast  immer Anteil hatten, bestimmte weitgehend sein Leben, ermöglichte  auch  in aller Risikobereitschaft  des  Beruflichen  seinen  Erfolg.

Innerhalb  dieser  persönlichen  Begegnungen  und  Begleitungen von Personen erschloss sich sein Leben, so wie er sich der anderen Menschen Leben erschließen ließ, nicht nur Anteil nahm, auch Anteil gab.

Wer und wie (Name ergänzen) gewesen ist in  Ihrer gegenwärtigen Erinnerung und sein wird in Ihrem zukünftigen Gedächtnis, ist davon nicht ablösbar nicht auszusagen. Dieses Leben mit seinem endgültig gewordenen Leidensweg erschließt sich uns allen, unterschiedlich und in verschiedener  Intensität, nur aus  dieser  Erinnerung  eines solchen persönlichen und beruflichen Zusammenhanges.

Das  macht  sein  Gedächtnis  aus -  vor Gott und den Menschen.  Es mag  uns  als  ein unabgeschlossenes  Leben, ein Lebensfragment,  erscheinen, das unser Gedenken beansprucht - und das sich allein in Gott, dem Schöpfer und Richter, vollenden wird: seiner Gnade empfohlen.

So hält sich im Abschiednehmen das Vergehende gegenwärtig und  zugleich wird das Zukünftige am Vergehenden präsent.

Gebet:

Herr, unser Gott,  Du gibst uns Menschen das Leben und dann nimmst Du es wieder. Du  verbirgst es eine Zeit im Geheimnis des Todes, um es dereinst gereinigt ans Licht zu bringen als unser ewiges Leben.

Sieh Du uns heute an und höre uns an diesem Ort, an dem wir jetzt versammelt sind, weil  (Name einsetzen)  von uns gegangen ist.

Nimm Du unser Erschrecken, unsere Trauer auf in Deinen Frieden. Nimm alle unsere Gedanken über den, dessen Sterben und Tod wir beklagen und über uns selbst hinein in die Erkenntnis Deines guten Willens mit ihm und uns. Herr, unser Gott,  lehre uns bedenken, dass auch wir sterben müssen.

Vaterunser.

Segensgruß: Der Herr segne  und behüte uns. Er erhelle unser Dunkel.

 Er lasse uns seinen Weg erkennen.

Er habe mit uns Erbarmen und bleibe uns zugewandt.

Beispiel einer Trauerrede von Dr. Klaus Dirschauer.

 

 

 

Weitere Trauerrede als Textmuster von Dr. Klaus Dirschauer. Bitte unbedingt den Text zur Trauer sorgfältig lesen und der Situation anpassen! Wenn Sie es richtig gut machen wollen, dann sei hier nochmals das Buch empfohlen Traueransprachen entwerfen und gestalten

Sehr geehrte Trauergemeinde!

Die Nachricht vom Tode (des, Name) hat Sie zu dieser Stunde an diesen Ort zusammengeführt. Es sind unterschiedliche Beweggründe, die Ihren Entschluss, ihm die letzte Ehre zu erweisen, die Ihre Schritte auf diesem Weg hierher geleitet haben. Alle Beweggründe kulminieren für Sie - den früheren Kollegen, den einstmaligen Studenten, selbst den Schüler, den Bekannten, die Nachbarn, Verwandten, den Freund der Familie, und in besonderer Weise für Sie, die Gattin und für Sie die Tochter - in der Person, im Lebensweg,  im Lebenswerk dieses Mannes.

In der kurzen Zeitstrecke zwischen der Kunde von seinem Tode und der Notwendigkeit, jetzt von ihm Abschied zu nehmen, ist uns allen der Tote als höchst lebendig gegenwärtig. Die Trauer über seinen Tod ist die Trauer um sein Leben. Das macht den Schmerz aus. Die letzte Begegnung mit ihm - verabredet oder zufällig, seine Gestalt, sein Gang, sein Gesicht, das Gespräch – lässt ihn noch einmal deutlich aus der Erinnerung hervortreten. Da wird er fassbar.

Doch unfassbar ist er dennoch, schon entzogen. Im Abschied erinnert der, der von Ihnen gegangen ist,  erinnert der Tote an den Lebenden. Das ist abschiedliches Leben. Um solche Unumgänglichkeit des Todes hat Ihr Gatte wohl gewusst. Ihr Vater notierte: death a necessary end.  Heute ist  der unvergleichlich letzte Abschied -  gegenüber allen früheren Abschieden -  unwiderruflich.

Wenn  zwischen  Ihrer  letzten Begegnung  mit ihm und  dieser letzten Stunde mit ihm für  Sie  seine Persönlichkeit noch einmal aus der Erinnerung hervortritt und weitere Erinnerungen des sehr unterschiedlich  verlaufenen gemeinsamen Weges auslöst, ihn gleichsam hervorruft, so beginnt damit das, was Sigmund  Freud  Trauerarbeit  genannt  hat. Dabei  bedenken  Sie  die Wechselseitigkeit der  Begegnungen, nicht  nur  das  Bild und die Vorstellung, die Sie  von  ihm  in Ihrem  Leben  gewonnen  haben.

Auch N.N., der  Studienrat, der Hochschullehrer, der  emeritierte Professor, der Nachbar, der  bekannte Herr in diesem Wohnquartier hat ebenso ein Bild   von  Ihnen  gehabt. Ihnen ist er der Vater gewesen. Sie  ihm  die Tochter. Ihnen ist er  der  väterliche  Freund,  Sie  ihm  der  Lebenspartner seines Kindes gewesen. Ihnen  ist er der  Gatte gewesen,  Sie  ihm die Gattin.

Trauern  ist   immer  auch  sterben,  wie   sein   Sterben  in  den  bösen  Gefährdungen  der  Gesundheit  und  seines Lebensgefühls  der  letzten  Jahre  schrittweise  auch  ein  Trauern  um das  mit  Ihnen  gemeinsame  wie um das eigene Leben gewesen ist. Dass ich das sage, findet seinen Anhalt in seinen eigenen handschriftlichen Notizen. Beispielsweise aus dem  Buche Hiob,  dass  der Mensch seine bestimmte Zeit habe, oder aus dem Psalm 90, von den 70 oder 80 Jahren gewährten Lebens,  dessen  Köstlichkeit  Mühe  und  Arbeit   gewesen ist – übersetzt Martin Luther.

Wer ist Ihr Vater, wer Ihr Ehemann, wer Ihr Schwager,  der väterliche Freund, der Nachbar, Ihr Kollege, dieser Hochschulprofessor, der englische Sprache, Kulturgeschichte lehrte, gewesen? Er lässt sich nicht -  er ist auch nicht in wertenden Adjektiven - wie auf Todesanzeigen in den Tageszeitungen -  zu würdigen und  zu beschreiben. Wiedererkennbar bleibt der Lebende wie auch der Tote in den erinnerbaren Begegnungen und Gesprächen. Da ist er gleichsam heraus erzählbar.

Da ist Biographisches wie das zu seinem Geburtstag, am 8. November dieses Jahres. 80 Jahre ist er alt geworden -  80 Jahre, in denen ihn diese Stadt umspannte. Etwa in ihrer Entwicklung, wenn auch mir bewusst wird,  dass er in dem damals bremischen Dorf (Ort) geboren wurde. In seiner Kindheit erlebte er (………. beschreiben…………..) Es ist auch eine Zeit gewesen, in der Sie einander kennen lernten, miteinander musizierten, viele ihrer Gemeinsamkeiten, auch das, was Sie nicht so sehr aneinander mochten,  entdeckten, (…………….beschreiben…………..) Doch diese Daten  besagen  letztlich wenig. Sie geben die Stationen eines Weges an, dessen Wanderer, Begebenheiten unterwegs und dessen persönliche und berufliche Weggefährten erst Situationen herauserzählen müssen, in denen das Bild seiner Persönlichkeit Konturen erhält und sichtbar wird. Zu dem Biographischen, zu dem Zeit- und Stadtgeschichtlichen, ja, Weltgeschichtlichen jener Zeit gehört vor allem sein Lebensgefühl.

Das ausdifferenzierte Empfinden von Natur und Musik, der Sinn für das Ästhetische und die Freude am intellektuellen Diskurs, die Bildung dessen, der Germanistik, Anglistik, Geschichte und Philosophie studiert hatte. Sein Beruf – wie er einmal bemerkte -  sei sein Leben gewesen ist im Reich des Geistes und der Seele. Hier geht der Nekrolog nicht in eine Laudatio über. Nur im Gedenken, in dem, was das Gedächtnis unseres eigenen Lebens von ihm enthält, wird etwas von der Würde dieses Mannes erkennbar. Zu seiner eigenen Einsicht von der Unumgänglichkeit des Todes, wann immer sie in ihm gereift ist, gehört auch ein Wort aus der Genesis, dem ersten Buch der Bibel am Anfang: Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden. Sein Memento mori mahnt auch uns, die kurz- oder langzeitig ihn Überlebenden an den eigenen Tod,  die wir die Augen und das Haupt senken und um ihn  trauern.

Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst? Und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst? fragt der Psalmbeter Gott und er fährt bekennend fort: Du machst ihn wenig geringer als Engel, mit Ehre und Hoheit kröntest du ihn. Du setztest ihn zum Herrscher über das Werk deiner Hände, alles hast du ihm unter die Füße gelegt.  Hochgemutet - ohne Hochmütigkeit oder falsche Demut - vermag der Glauben des alttestamentlichen Beters derartig frei froh vom Menschen zu sprechen. Auch von seiner Vergänglichkeit und Endlichkeit. Doch vergessen wir nicht, wie der Psalm 8 beginnt:

Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst? frage ich stellvertretend für Sie Gott. Ich stimme in dieses Psalmengebet ein und frage für den Bruder (Name). Dabei begegne ich dem gleichen Phänomen, wenn ich die Bibel aufschlage. Jenseits,  oder habe ich zu sagen, diesseits aller Dogmatik und Metaphysik stoße ich in der Gottesfrage, ja, in den letzten Fragen des Lebens, auf Geschichten, auf einen erzählenden Glauben. Selbst das ökumenische Glaubensbekenntnis, das sonntäglich im Gottesdienst gesprochen wird, lässt in den zu Partizipien geronnenen Verben deutlich erkennen, was sich da für den Gottesglauben herauserzählen  lässt,  nicht  nur an Festtagsgeschichten des Kirchenjahres,  auch an  alten Vor- und Nachgeschichten.

Dabei habe ich in Ihrer Situation der Glaube, worunter ich weniger ein Fürwahrhalten von dogmatischen Sachverhalten als vielmehr die Sie tragende Lebensbewegung Gottes verstehe, zwei Denkanstöße zu erteilen:

Erkennen Sie die Analogie der heraus zu erzählenden, nie enden wollenden Lebensgeschichte von N.N. zu dem lebensgeschichtlich bezeugten Glauben in der Bibel?

Wer aufmerksam dabei zuhört, genauer hinsieht, was der Glaube da von Gott heraus erzählt in der Bibel, wird entdecken, dass es menschliche Geschichten sind. Geschichten von Menschen, die sich zu Gott bekennen, die sie sein Wirken in dieser Welt einbekennen.

Es bedarf doch wohl keiner besonderen Betonung, dass der geistes- ja, kulturgeschichtliche Horizont auf dem Lebensweg und im Lebenswerk Ihres Gatten, Ihres Vaters ohne die entscheidende Berührung oder Auseinandersetzung mit dem, was wir der Religion geschichtlich verdanken, fragmentarisch geblieben wäre. Er ist allerdings mit diesem großen und reichen Erbe - denken Sie doch nur an die Musik, die Philosophie, die Literatur oder Kunst - in einer anderen Selbstverständlichkeit umgegangen als die Kirchen es mit ihrer doktrinären Traditionslenkung mitunter tun. Das mag ihn zu einer kritischen Distanz zur Kirche wie zur Gemeinde geführt haben. Das gibt wenig Auskunft über seinen Glauben, den ich nicht zu testieren habe. Auf die Analogie habe ich Sie aufmerksam zu machen. Und zum anderen auf seine Taufe, mit der Gott selbst mit N.N. seine Geschichte begonnen hat, einen Weg erfolgreichen Wohlergehens, der Gefahren und Gefährdungen, des geistigen Reichtums und eines zu preisenden Alters. Lassen Sie in aller Trauer und Traurigkeit die Dankbarkeit aus diesem Leben, das mitten unter Ihnen gewesen ist, herauswachsen. Dankbar zu gedenken und dieses Leben und Sterben im Tod dem Gedächtnis Gottes, seiner Gnade, anzuempfehlen.